Geburtstag in der Blauen Libelle

Wenn man den eigenen Geburtstag feiert, sucht man nicht nach Perfektion. Man sucht nach Gefühl. Nach Echtheit. Und nach Menschen, mit denen man gern Zeit teilt. Ich durfte genau so einen Abend erleben – in der Blauen Libelle in Berlin, wo ich schon oft war, aber nie so. Der Raum: vertraut. Die Pizza: großartig wie immer. Die Weine: eine Offenbarung. Möglich gemacht durch Maxi, der nicht nur Sommelier ist, sondern den Abend begleitet. Einer, der weiß, was passt – zum Moment, zur Gruppe.

Was diesen Abend besonders gemacht hat: Ich durfte ihn mit meiner Schwester Anne und meiner Cousine Anne verbringen. Zwei Menschen, die mich schon lange begleiten – mit denen ich lachen, reden und teilen kann, ohne dass viel erklärt werden muss. Es war ein schönes, warmes Miteinander.

Chartogne-Taillet „Sainte Anne“ Brut, Champagne
Ein Champagner wie ein Gespräch unter guten Freunden: intensiv, ehrlich, nicht zu laut. Die Handschrift von Alexandre Taillet ist spürbar – handwerklich, terroirgeprägt, mit klarer Struktur. Gelbe Frucht, etwas Brioche, viel Energie. Für mich der beste Auftakt: kein Showstar, sondern Charakter.

Seit 1490 arbeitet die Familie Taillet rund um das Dorf Merfy in der Champagne als Winzer. Alexandre Taillet, der heutige Kopf der Domaine Chartogne-Taillet, lernte bei keinem Geringeren als Selosse – und zählt heute zu den spannendsten Persönlichkeiten der Szene. Seine 11 Hektar Rebfläche sind in kleinste Parzellen unterteilt, jede wird händisch gelesen, jede Vinifikation ist ein Terroir-Ausdruck. Seine Weine sind puristisch, salzig, texturiert, mit Tiefe und Klarheit. Seit jeher arbeitet Taillet biodynamisch – unterstützt nur von Pferden. Für mich: großes Champagner-Kino.

Chanterêves Chardonnay Hautes-Côtes de Beaune 2021
Der zweite Wein des Abends war eine Überraschung. Meine Eltern waren zeitgleich in Kopenhagen und haben dies mit meiner Cousine ausgetüftelt. Der Wein kam ohne Absprache an den Tisch. Großartig. mit einer kompromisslosen Handschrift.

Tomoko Kuriyama und Guillaume Bott haben Chanterêves 2010 gegründet – ohne eigenes Land, aber mit einer klaren Idee: Sie wollten Weinbergsparzellen mit Charakter, alten Reben und besonderem Terroir – auch wenn diese abseits der berühmten Grand-Cru-Lagen lagen. Fündig wurden sie unter anderem in Saint-Romain, Auxey-Duresses, Pernand-Vergelesses und Ladoix. Heute zählt Chanterêves zu den spannendsten Stimmen des neuen Burgunds.

2020 konnten sie 4,7 Hektar Rebfläche erwerben – darunter Chardonnay und Aligoté in Fussey sowie Parzellen in Chorey-les-Beaune und Savigny-les-Beaune. Ihre Arbeit ist biodynamisch, schonend, minimalistisch. Spontanvergärung, gebrauchtes Holz, keine Filtration – mit der Idee: das Terroir soll sprechen. Und das tut es – kühl, klar, präzise.

Tomoko stammt ursprünglich aus Japan, ihr Weg führte sie über Geisenheim, Stationen bei Paul Fürst und Georg Breuer bis nach Savigny-les-Beaune. Guillaume ist gebürtiger Beaunois, lernte bei Etienne Sauzet und Simon Bize. Ihre Verbindung ist nicht nur persönlich, sondern tief im Wein verwurzelt.

Hermann Ludes Thörnicher Ritsch Riesling Kabinett 2017
Wer sagt, Riesling sei immer freundlich, kennt Hermann Ludes nicht. Das hier ist Mosel mit Kante, Charakter und Klarheit. 2017 – das große Säurejahr – bringt eine vibrierende Spannung. Kabinett wie früher: leicht, aber nicht simpel. kräutrig, mit steiniger Tiefe.

Das Weingut Ludes bewirtschaftet 5,5 Hektar in der legendären Steillage Thörnicher Ritsch. Dieser Weinberg ist ein Naturmonument: ein in den Fels geschlagener Hang, durchzogen von alten, teils wurzelechten Rieslingstöcken.

Domaine Jean-Jacques Confuron Nuits-Saint-Georges „Les Fleurières“ 2019
Ein Burgunder, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Tief, strukturiert, fast ernst – aber eben mit dem seidigen Kern, den Pinot so einzigartig macht. Schwarzkirsche, Wald, Erde. Das Glas wurde besser mit jeder Minute. Ein würdiger Abschluss – nicht nur des Abends, sondern für ein neues Lebensjahr.

Die Domaine Jean-Jacques Confuron wird seit den späten 1980er Jahren von Alain und Sophie Meunier geführt. Sophie stammt aus der renommierten Familie Noëllat aus Vosne-Romanée. Bereits 1991 begannen sie, biodynamisch zu arbeiten – ein damals fast radikaler Schritt. Ihre Weine genießen heute höchste Anerkennung, nicht zuletzt wegen ihrer außerordentlichen Langlebigkeit.